Pasquale Paoli (1725-1807)

Pasquale Paoli
Pasquale Paoli (1725-1807)

Pasquale Paoli zählte zu den korsischen Revolutionären.

Er wurde zum Gegenspieler des jungen Napoleon.

Herkunft von Pasquale Paoli

Das Licht der Welt erblickte Filippo Antonio Pasquale de Paoli am 6. April 1725 im korsischen Stretta, das zur Gemeinde Morosaglia gehörte. Bei seinem Vater handelte es sich um den General Giacinto Paoli, der zeitweise als Chefminister unter dem frei gewählten König Theodor I. von Korsika (1694-1756) fungierte. Allerdings hatte das korsische Königreich nur für wenige Monate Bestand, sodass sich Giacinto Paoli mit seinem jüngstem Spross Pasquale im Jahr 1739 ins Exil nach Neapel begeben musste.

Pasquales Vater sorgte dafür, dass sein Sohn einen umfassenden Unterricht erhielt. Dabei lernte der junge Korse sowohl Englisch als auch Französisch. Im Alter von 30 Jahren kehrte Pasquale Paoli als Fähnrich und korsischer Gardist nach Korsika, das von den Genuesen beherrscht wurde, zurück. Auf der Insel nahm Paoli den Kampf gegen die Genueser auf und brachte es zum Anführer der korsischen Guerillakämpfer.

Paolis Kampf war durchaus von Erfolg gekrönt. Im Laufe der Zeit drängte er die Genueser immer weiter aus dem Inneren der Insel zurück, sodass sie sich in die Hafenstädte zurückziehen mussten. Darüber hinaus machte Paoli Corte zur Hauptstadt.

Freundschaft Paolis mit den Buonapartes

Zu den Anhängern Pasquale Paolis zählte auch das Ehepaar Carlo und Letizia Buonaparte. Auf den Rat Paolis hatte Carlo Buonoparte (1746-1785) an der Universität von Pisa Jura studiert, kehrte aber 1764 nach Korsika zurück, um in Ajaccio seine geliebte Letizia Ramolino zu heiraten.

Wenig später benötigte Pascale Paoli einen juristischen Berater, den er in dem jungen Carlo fand. An der Ausarbeitung der korsischen Verfassung hatte Carlo Buonaparte wichtigen Anteil. Bereits im Alter von 20 Jahren war er zum Sekretär Paolis aufgestiegen. Als Sonderbotschafter warb Carlo in Rom für die Unabhängigkeit Korsikas.

Korsika wird französisch

Am 15. Mai 1768 trat eine unerwartete Wende ein. Die Genueser verliehen die Insel an Frankreich. Pasquale beschloss, auch die neuen Besitzer Korsikas entschlossen zu bekämpfen. An seiner Seite standen sowohl Carlo als auch Letizia, die, obwohl sie bereits mit Napoleon schwanger war, ihren Mann mit ihrem Sohn Giuseppe (Joseph) in die Berge begleitete.

Carlo Buonaparte erhielt das Kommando über eine Kompanie Partisanen. Es gelang ihm, gegen die Franzosen einen Waffenstillstand über den Winter zu erreichen. 1769 erhielten die Franzosen jedoch Verstärkung und besiegten Pasquale Paoli am 9. Mai 1769 bei Ponte Novu.

Schweren Herzens kapitulierte Paoli und trat den Gang ins Exil nach London an. Carlo Buonaparte beschloss dagegen, die Amnestie der Franzosen anzunehmen und mit seiner Familie auf Korsika zu bleiben. So trennten sich die Wege der beiden Freunde.

Pasquale Paoli im Exil

Fast auf dem gesamten europäischen Kontinent erhielt Pasquale Paoli Anerkennung als Freiheitskämpfer. So empfingen ihn u. a. Kaiser Joseph II. (1741-1790) sowie Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832). Ferner knüpfte der Korse Kontakte zu Preußenkönig Friedrich dem Großen, der russischen Zarin Katharina II., dem türkischen Sultan sowie zu den noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika.

Weil die Genueser ihre Schulden an die Franzosen nicht tilgen konnten, ging die Insel im Jahr 1790 endgültig auf Beschluss der Nationalversammlung in französischen Besitz über. Durch die Französische Revolution hatte sich in Frankreich einiges geändert. Pasquale Paoli, der bislang in London im Exil gelebt hatte, beschloss, diese Chance zu nutzen und ging nach Frankreich, wo man ihn als Vorkämpfer der Revolution feierte.

Dadurch war es Paoli möglich, wieder nach Korsika zurückzukehren. Dort trat er das Kommando über die Nationalgarde an und die Départementverwaltung wählte ihn zum Präsidenten.

In der langen Zeit, die sich Paoli in England aufhielt, hatte er jedoch das Verständnis für seine Heimatinsel verloren. Und die Unruhen auf Korsika steigerten sich immer mehr.

Bruch mit den Radikalen

Pasquale Paoli war liberal. Die Radikalen, die ab 1792 die Macht in Frankreich übernahmen, stießen bei ihm nicht auf Gegenliebe. Daher nahm er Abstand von den korsischen Befürwortern der Revolution. Dadurch kam es erneut zum Kontakt mit der Familie Bonaparte.

Diesmal wandten sich die Bonapartes jedoch gegen ihn. So bezeichnete Lucien Bonaparte Paoli 1793 in Toulon als Verräter der Republik. Schließlich wurde er von der Volksversammlung als Präsident des Départements abgewählt. Außerdem sollte er verhaftet werden.

Haltung Napoleons gegenüber Pasquale Paoli

Napoleon Bonaparte, der immer wieder auf seiner Heimatinsel Korsika weilte, sympathisierte zunächst mit Paoli und hoffte auf eine Aussöhnung zwischen ihm und Frankreich. So schrieb er an den Nationalkonvent, um sich für Paoli einzusetzen.

Fälschlicherweise nahm Pasquale Paoli jedoch an, dass auch Napoleon genau wie sein Bruder Lucien gegen ihn wäre. Aus diesem Grund erließ er den Befehl, Bonaparte tot oder lebendig zu ergreifen. Napoleon blieb nun nichts anderes übrig, als in die Berge zu fliehen und sich mit einem Fischerboot nach Bastia abzusetzen. Dadurch war der junge Korse in seiner Heimat ein Geächteter geworden.

Allerdings diente Napoleon auch als Offizier der französischen Armee. Korsika war für ihn Teil seines französischen Vaterlandes. Daher beschloss Bonaparte, den Kampf aufzunehmen. Den Revolutionskommissar Saliceti überzeugte Napoleon, seine Heimatstadt Ajaccio mit zwei Kriegsschiffen und 400 Mann einnehmen zu können.

Flucht der Bonapartes

Napoleon war klar, dass ein Angriff auf Ajaccio seine Familie in Gefahr brachte. Daher wies er seine Mutter an, dass sie und seine Schwestern sich in der Bucht von Ajaccio in einem alten Turm verbergen sollten.

Beim Angriff auf Ajaccio musste Napoleon erkennen, dass er die Bewohner falsch eingeschätzt hatte und die absolute Mehrheit weiterhin zu Paoli hielt. Daher blieb ihm im Juni 1793 nichts anderes übrig, als mit seiner Familie die Insel zu verlassen und nach Frankreich ins Exil gehen.

Das anglo-korsische Königreich

Pasquale Paoli bat nun die Briten um Hilfe bei der Verteidigung Korsikas. Die Briten, die sich mittlerweile im Krieg gegen Frankreich befanden, schickten 1794 Admiral Hood nach Korsika und machten die Insel zu ihrer Mittelmeer-Basis. So fiel Korsika zeitweilig unter die Herrschaft von König Georg III.

Das Verhältnis zwischen den Briten und Paoli blieb unklar, wodurch es zu zahlreichen Konflikten kam.

1795 schlossen die verbündeten Spanier Frieden mit Frankreich. Die Briten sahen ihre Lage auf Korsika dadurch als unhaltbar an und beschlossen im Oktober des gleichen Jahres, die Insel wieder zu verlassen.

Auch Pasquale Paoli wurde von der britischen Regierung zum Rücktritt aufgefordert. Da er keine andere Wahl hatte, kehrte er mit der britischen Flotte erneut in sein Exil nach London zurück.

Ein Jahr später, im Oktober 1796, hatten die Franzosen Korsika wieder eingenommen und machten es zu ihrem Département.

Pasquale Paolis Tod im Exil

Pasquale Paoli kehrte nie wieder lebend nach Korsika zurück. Er starb am 5. Februar 1807 in London. Seine Gebeine wurden jedoch 1889 in die korsische Familienkapelle der Paolis in Morosaglia überführt. In Ajaccio entstand 2012 das Paoli-Denkmal.