Joseph Fesch (1763-1839)

Joseph Fesch war der Halbonkel Napoleon Bonapartes.

Fesch brachte es bis zum Kardinal.

Herkunft

Das Licht der Welt erblickte Joseph Fesch am 3. Januar 1763 im korsischen Ajaccio. Sein Vater war der Schweizer Franz Fesch (1723-1775), der als Offizier in einem Schweizer Garderegiment diente, das im Sold Genuas stand. Seine Mutter war Angela Maria Pietrasanta (1725-1790). Sie hatte sich 1757 mit Franz Fesch vermählt.

Josephs Mutter Angela Maria war zuvor die Gemahlin des verstorbenen Korsen Geronimo Ramolino gewesen. Aus dieser Ehe stammte ihre Tochter Laetitia Ramolino (1750-1836). Diese ging später als Mutter von Napoleon Bonaparte in die Geschichte ein. Auf diese Weise wurde Joseph Fesch zum Halbonkel des späteren Kaisers der Franzosen.

Ausbildung zum Priester

Der junge Joseph Fesch erhielt eine geistliche Ausbildung und nahm ab 1781 in Aix-en-Provence in einem Priesterseminar ein Theologiestudium auf. Sein Onkel Luciano Bonaparte (1718-1791), der Archidiakon von Ajaccio, ließ ihm dabei finanzielle Unterstützung zuteil werden.

1787 nahm Joseph Fesch die Priesterweihe entgegen.

Joseph Fesch und die Französische Revolution

Als im Zuge der Französischen Revolution 1790 die Zivilverfassung des Klerus eingeführt wurde, stand Joseph Fesch dieser Reform ablehnend gegenüber. Als Luciano Bonaparte 1791 starb, wurde sein Neffe Joseph sein Nachfolger als Archidiakon und stieg gleichzeitig zum Oberhaupt der Familie Bonaparte auf.

Durch die Revolutionsregierung wurden religiöse Orden in Frankreich verboten. Für Joseph Fesch bedeutete dies, dass er seine kirchliche Laufbahn zunächst aufgeben und sich ins Privatleben zurückziehen musste.

Weil Joseph Fesch ebenso wie die Familie Bonaparte gegen die pro-britische Politik des korsischen Revolutionärs Pasquale Paoli (1725-1807) war, musste er 1793 mit seiner Halbschwester und ihren Angehörigen Korsika verlassen und nach Südfrankreich emigrieren. Ende 1793 ließ sich die Familie in der Hafenstadt Toulon nieder.

Eine neue geistliche Stellung konnte Fesch jedoch wegen der Wirren der Terrorherrschaft nicht finden. Daher musste er sich mit unterschiedlichen Verwaltungsposten begnügen. Als sein Neffe Napoleon 1796 seinen ersten Feldzug nach Italien unternahm, trat er kurzzeitig das Amt des Kriegskommissars an. Aufgrund von Vorwürfen, sich zu persönlichen Zwecken an der Kriegskasse vergriffen zu haben, legte er diesen Posten jedoch schon bald wieder nieder.

Aufstieg durch Napoleons Machtübernahme

Als Napoleon im November 1799 die Macht in Frankreich ergriff und Erster Konsul des Staates wurde, konnte Fesch schließlich wieder in den Dienst der katholischen Kirche treten. So versah er zunächst die Aufgabe des Domkanonikus in Bastia.

Als Napoleon 1802 das Konkordat mit Papst Pius VII. geschlossen hatte, stieg Fesch mit Bestätigung durch den Heiligen Stuhl zum Erzbischof von Lyon auf. Im der Kathedrale Notre-Dame erhielt er am 15. August 1802 die Weihe zum Bischof.

Anfang 1803 übernahm er auch das Erzbistum Lyon. Kurze Zeit später wurde er vom Papst zum Kardinalpriester ernannt und stieg zum französischen Gesandten im Vatikan auf. Am 7. Juli 1803 durfte er den Kardinalshut entgegennehmen.

Kirchliche Trauung zwischen Napoleon und Joséphine

Ende 1804 gehörte Joseph Fesch zur Begleitung des Papstes, um Napoleons Krönung zum Kaiser zu zelebrieren. Als sich herausstellte, dass Napoleon und Joséphine nicht kirchlich getraut waren, weigerte sich Pius VII. zunächst, die Krönungszeremonie zu vollziehen. Daher ließ sich Napoleon mit Joséphine am 1. Dezember durch Kardinal Fesch kirchlich verheiraten, sodass der Krönung nichts mehr im Wege stand.

Während der Krönungszeremonie stand Fesch dem Papst hilfreich zur Seite.

Zwist mit Napoleon

Ab 1806 trübte sich das Verhältnis zwischen Joseph Fesch und seinem kaiserlichen Neffen. So widersprach der Kardinal den kirchenpolitischen Absichten Napoleons. Infolgedessen berief ihn der Kaiser von seinem Posten als Gesandter beim Papst wieder ab.

Ein weiterer Disput ergab sich aus der Scheidung Napoleons von Joséphine im Jahr 1809. So verweigerte Fesch, die Ehe auch von Kirchenseite aus für ungültig zu erklären, was das Verhältnis zu seinem Neffen noch mehr verschlechterte.

In Ungnade fiel Joseph Fesch bei Napoleon jedoch erst 1811. Der Kaiser hatte ihn zum Vorsitzenden eines Nationalkonzils in Paris bestimmt, auf dem er sich jedoch vehement für den Papst aussprach und seinen Neffen hart kritisierte.

Erbost darüber schickte Napoleon seinen Halbonkel nach Lyon. Dort musste er die nächsten Jahre über bleiben.

Flucht, Rückkehr und endgültiges Exil

Zu Beginn des Jahres 1814 marschierten österreichische Truppen auf Lyon zu. Gemeinsam mit Napoleons Mutter Laetitia floh Joseph Fesch nach Rom. Als Napoleon 1815 noch einmal nach Frankreich zurückkehrte, konnte sich auch der Kardinal wieder nach Lyon begeben und wurde zum Pair von Frankreich ernannt.

Nach Napoleons endgültiger Niederlage bei Waterloo im Juni 1815 begab sich Joseph Fesch endgültig nach Rom, wo er sich aus der Öffentlichkeit zurückzog. Stattdessen befasste er sich lieber mit Kunst und Wissenschaft. Obwohl der Kirchenmann sein Amt nicht mehr ausübte, weigerte er sich der neuen französischen Regierung gegenüber, auf das Erzbistum Lyon zu verzichten. In Lyon führten Feschs Generalvikare die Amtgeschäfte für ihn aus.

Ab 1819 sorgte Joseph Fesch dafür, dass sein nach St. Helena verbannter Neffe Napoleon eine römisch-katholische Seelsorge erhielt.

Joseph Feschs letzte Jahre

Nach dem Tod Napoleons 1821 war Joseph Fesch zwischen 1822 und 1831 mehrmals Teilnehmer am Konklave in Rom. Als dienstältester Kardinalpriester wurde er 1837 zum Kardinalprotopriester ernannt.

Am 13. Mai 1839 verstarb Joseph Fesch an Magenkrebs. Zunächst erhielt er eine Bestattung neben seiner Halbschwester Laetitia. Zusammen mit ihr wurde sein Leichnam im Jahr 1851 ins korsische Ajaccio überführt, um dort 1860 die letzte Ruhe im Palais Fesch zu finden. Vor dem Palais steht noch heute das Fesch-Denkmal.