Élisa Bonaparte (1777-1820)

Élisa Bonaparte
Porträt der Élisa Bonaparte von Marie-Guillemine Benoist, 1805

Élisa Bonaparte war eine Schwester von Kaiser Napoleon I.

Sie brachte es zur Großherzogin der Toskana.

Herkunft und Jugend der Élisa Bonaparte

Das Licht der Welt erblickte Maria Anna Élisa Bonaparte am 3. Januar 1777 im korsischen Ajaccio.

Obwohl sie den Namen Maria Anna trug, nahm sie in späteren Jahren ihren Spitznamen Élisa an, den sie von ihrem Bruder Lucien erhalten hatte.

Ab 1784 absolvierte die junge Élisa ein Stipendium im französischen Saint-Cyr in der Nähe von Paris an der Maison Royale de Saint-Louis. Häufig besuchte sie dort ihr älterer Bruder Napoleon.

Durch die Französische Revolution kam es im August 1792 zur Schließung der Maison, weil sämtliche Einrichtungen der Aristokratie in Ungnade fielen.

Aus diesem Grund kehrte Élisa gemeinsam mit Napoleon nach Ajaccio zurück.

Heirat Élisa Bonapartes

Durch die Wirren der Revolution musste die Familie Bonaparte Korsika verlassen und begab sich 1795 nach Marseille.

In der südfranzösischen Hafenstadt begegnete Élisa dem verarmten korsischen Adligen Félix Baciocchi (1762-1841), der Napoleon als Offizier diente, allerdings nur über begrenzte militärische Fertigkeiten verfügte.

Am 1. August 1797 traten Élisa und Félix, der später den Nachnamen Leroy trug, in den Stand der Ehe.

Mit ihrem Mann hatte Élisa vier Kinder. Dies waren Félix Napoleon Baciocchi (1798-1799), Élisa Napoleone Baciocchi (1806-1869), Jerôme Charles Baciocchi (1810-1811) und Frédéric Napoleon Baciocchi (1814-1833).

Napoleon war mit der Wahl Baciocchis nicht besonders glücklich, weil er durch die Revolution aus seinem Rang als Kapitän entlassen worden war.

Élisa brachte eine Mitgift von 35.000 Franc sowie bescheidene korsische Besitzungen mit in die Ehe.

Kurz darauf erhielt Baciocchi das Kommando über das Wachbataillon der Zitadelle von Ajaccio.

Obwohl Napoleon das Ehepaar am liebsten auf Korsika gelassen hätte, sorgte Élisa dafür, dass ihr Mann nach Paris versetzt wurde.

Aufstieg zur Prinzessin

1804 wurde das Erste Französische Kaiserreich ins Leben gerufen.

Dadurch stiegen mehrere weibliche Mitglieder der Familie Bonaparte zu Prinzessinnen auf.

Allerdings gehörten Élisa sowie ihre jüngere Schwester Caroline (1782-1839) nicht dazu.

Die beiden Schwestern reagierten mit Empörung darauf, sodass sie Napoleon zu kaiserlichen Hoheiten ausrief.

Carolines Gemahl, Joachim Murat (1767-1815), erhielt den Titel des Großherzogs von Berg.

Élisas Mann Félix stieg immerhin zum Senator auf und erhielt wie seine Frau eine finanzielle Zuwendung von 240.000 Franc.

Élisa war damit jedoch keineswegs zufrieden und übte weiterhin Druck auf ihren kaiserlichen Bruder aus.

Dieser gab schließlich nach und machte sie zur Fürstin von Piombino.

Im Jahr 1805 kam außerdem das seit 1799 von Frankreich besetzte Lucca als Fürstentum hinzu, sodass Élisa und Félix zu Fürsten des mittelitalienischen Herzogtums wurden.

Für Napoleon war Lucca lediglich eine „Zwergenrepublik“, doch Élisa übernahm rasch die Herrschaft dort.

Ihrem Gemahl Félix blieb nur eine zweitrangige Funktion übrig; er begnügte sich mit militärischen Entscheidungen.

Die Bewohner von Lucca waren über den Verlust ihrer Unabhängigkeit alles andere als erfreut und gaben Élisa die Bezeichnung „La Madame“.

Ihren Bemühungen, das Fürstentum französisch zu gestalten, brachten die Einheimischen nur wenig Verständnis entgegen.

Élisa Bonapartes Leben in Lucca

Élisa Bonaparte gab sich alle Mühe, ihr Herrschaftsgebiet gut zu verwalten. Dabei ließ sie sich von ihren Ministern unterstützen.

Auf ihre Intervention hin wurden in Lucca ein neuer Palast, ein Spielcasino, ein Bad sowie ein Theater erbaut.

Das Casino erwirtschaftete sogar hohe Einnahmen, bis es jedoch von Napoleon wieder geschlossen wurde.

Élisa bemühte sich außerdem um eine stärkere Wirtschaft ihres Herrschaftsbereiches.

So wurden Sümpfe trockengelegt und Straßen gebaut.

Außerdem ließ die Fürstin die räuberischen Briganten bekämpfen.

Weiterhin wurde die Seidenraupenzucht eingeführt.

Ein weiterer Schritt waren Reformen der Polizei und Justiz.

Natürlich ließ Élisa ihr eigenes Einkommen nicht unbeachtet, indem sie den Fang von Thunfischen monopolisierte und eine Alaungrube käuflich erwarb.

Ferner wurden Hüttenwerke errichtet und Erze gefördert.

In den bekannten Marmor-Steinbrüchen in Carrara ließ sie Büsten des Kaisers herstellen und strich dabei ansehnliche Gewinne ein. So zogen die Kaiserbüsten in zahlreiche Amtsstuben des Reiches ein.

Darüber hinaus rief Élisa in Carrara eine Schule für Bildhauer ins Leben.

Zudem erwies sich Élisa als Förderin der Musik, indem sie dem berühmten italienischen Geiger und Komponisten Niccolò Paganini (1782-1840) in die Kapelle ihres Hofes aufnahm. Außerdem machte sie ihn zum Ehrenkapitän.

Von ihrem Mann Félix lebte Élisa durch die Standeserhebung mittlerweile getrennt. Während Élisa den Palazzo Pitti bezog, residierte Félix im Palazzo della Crocetta. Dabei gingen beide Eheleute diversen Affären nach.

Élisa Bonaparte wird Großherzogin der Toskana

Ein begehrtes Ziel von Élisa war es, zur Großherzogin der Toskana aufzusteigen.

Im Jahr 1809 erfüllte Napoleon seiner Schwester diesen Wunsch und machte sie zur Statthalterin der Toskana, wobei ihr der persönliche Titel Großherzogin zuteil wurde. Ihr Mann Félix brachte es zum General.

Allerdings musste Élisa in Florenz auch mit zahlreichen politischen Konflikten kämpfen. So hatte Napoleon der Toskana viele neue Steuern auferlegt.

Im Laufe der Zeit verschlechterte sich Élisas Verhältnis zu Napoleon, da sie ihr Bruder häufig kritisierte und Geldzahlungen zurückforderte.

1811 kehrte Élisa von Florenz wieder nach Lucca zurück, wurde dort jedoch kühl empfangen.

Abdankung und Exil

Das Jahr 1814 leitete das Ende von Napoleons Herrschaft und damit auch das Ende von Élisa Bonaparte als Großherzogin der Toskana ein.

So hatte Napoleons Schwager Joachim Murat als König von Neapel die Seiten gewechselt und war mit seinen Truppen bis nach Rom marschiert.

Élisa blieb nichts anderes übrig, als zugunsten von Großherzog Ferdinand III. abzudanken und sich nach Lucca zurückzuziehen.

Als Briten und Österreicher im März 1814 bis nach Lucca vordrangen, war die hochschwangere Élisa gezwungen, aus ihrem Fürstentum zu fliehen.

Sie wurde jedoch von den Alliierten gefangengenommen, obwohl sie alle Bindungen zu Napoleon gelöst hatte.

Es kam zu ihrer zeitweiligen Internierung in der Festung Brünn.

Letzte Jahre und Tod der Élisa Bonaparte

Nach dem Ende von Napoleons erneuter Herrschaft 1815 durfte sich Élisa nach Triest begeben und dort mit ihrem Mann leben, wenngleich auch unter österreichischer Überwachung.

Sie erhielt den Titel Contessa di Compignano und kaufte sich ein Stadthaus. Außerdem bezog sie die Villa Vicentina auf dem Land.

1819 erhielt Élisa ihre privaten Besitzungen in Italien von den Österreichern wieder zurück und verkaufte sie. Durch den stattlichen Gewinn war sie in der Lage, ihr Leben zu finanzieren.

Ein Jahr später erkrankte Élisa jedoch schwer an Malaria.

Vollkommen unerwartet verstarb sie am 7. August 1820 im Alter von 43 Jahren in der Villa Vicentina.

Ihre Beisetzung fand in Bologna in der Basilika San Petronio statt.