Joséphine de Beauharnais war die erste Gemahlin von Napoleon I.
Sie stieg zur Kaiserin von Frankreich auf.
Geboren wurde Joséphine de Beauharnais als Marie Josephe Rose de Tascher de la Pagerie am 23. Juni 1763 auf der Insel Martinique, einer französischen Kolonie.
Herkunft
Der Name Joséphine, unter dem sie Berühmtheit erlangte, stammte von Napoleon, weil diesem ihr bisheriger Vorname Rose nicht gefiel.
Roses Eltern waren der Marineoffizier Joseph-Gaspard de Tascher (1735-1790) und Rose-Claire des Vergers de Sannois (1736-1807).
Diese gehörten der vornehmen Adelsfamilie der Tascher de la Pagerie an und bewirtschafteten auf Martinique eine Zuckerrohrplantage.
Dort führte die Familie ein angenehmes Leben.
Erste Heirat
Im Alter von zwölf Jahren besuchte Rose eine Klosterschule, in der sie vier Jahre lang verblieb.
Währenddessen arrangierte ihre Familie ihre Heirat mit einem Mann, den sie nur flüchtig kannte. Dies war der Vicomte Alexandre de Beauharnais (1750-1794), bei dem es sich um den Sohn des früheren Gouverneurs von Französisch-Westindien handelte.
Eigentlich war Catherine-Désirée, eine von Roses jüngeren Schwestern, für die Heirat auserkoren worden, doch starb diese an Tuberkulose.
Roses zweite Schwester Marie Françoise war zu diesem Zeitpunkt erst elf Jahre alt.
Alexandre de Beauharnais zögerte zunächst mit der Heirat, da ihm Rose mit 16 Jahren als zu alt erschien. Doch schließlich willigte er in die Hochzeit ein und nahm sie im Dezember 1779 zur Frau.
Da Alexandre seinen Offiziersdienst in Frankreich versah, lebte das Paar dort.
Alexandre hatte in Heidelberg studiert und galt als bester Tänzer Frankreichs.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis Rose die Schattenseiten ihres Mannes kennenlernte. So war er egoistisch, arrogant und unbeherrscht.
Kinder und unglückliche Ehe
Rose de Beauharnais gebar ihrem Mann zwei Kinder. Dies waren Eugène-Rose de Beauharnais (1781-1824) sowie Hortense Eugénie Cécile de Beauharnais (1783-1837), die später die Stiefkinder Napoleons wurden.
Die Ehe mit Alexandre verlief trotzdem unglücklich, was eine zunehmende Entfremdung des Paares zur Folge hatte.
Rose wurde sogar beschuldigt mit Hortense ein Kuckuckskind geboren zu haben, während ihr Mann mit einer anderen Frau zusammenlebte.
Die ehrliche Rose war darüber derart empört, dass sie die gesetzliche Trennung verlangte.
Der Vicomte stimmte 1785 zu, nahm sogar die Schuld für das Scheitern der Ehe auf sich, und zahlte seiner Frau, wenn auch unregelmäßig, jährlich 6000 Francs.
Französische Revolution und Alexandres Tod
1788 reiste Rose für zwei Jahre nach Martinique zu ihrer Familie.
Als sie nach Frankreich zurückkehrte, war die Französische Revolution ausgebrochen.
Alexandre de Beauharnais trat wieder in die Armee ein und brachte es zum General.
1794 fiel er allerdings bei Robespierre in Ungnade und wurde ins Karmelitergefängnis gebracht.
Rose setzte sich trotz aller Differenzen für Alexandre ein und versuchte ihn freizubekommen. Dies hatte im April 1794 auch Roses Verhaftung zur Folge.
Die Haft in dem ehemaligen Kloster verbrachte sie gemeinsam mit Herzögen, Prinzen und Admiralen. Der Kontakt zu den Kindern wurde untersagt.
Als Alexandre am 23. Juli unter der Guillotine starb, rechnete auch Rose mit ihrem baldigen Tod. Doch nur wenige Tage nach dem Ableben des Vicomte de Beauharnais endete auch Maximilien de Robespierre unter dem Fallbeil.
Nach dem Ende seiner Terrorherrschaft konnte Rose das Gefängnis verlassen und bekam einen Teil ihrer beschlagnahmten Güter zurück.
Zusammentreffen mit Napoleon
Rose lebte fortan in Paris und führte ein luxuriöses Leben. Dabei profitierte sie von ihren guten Beziehungen zu Adel und Regierung.
Gleichzeitig hatte sie eine Schwäche für edlen Schmuck, modische Möbel und teure Stoffe.
Im Spätsommer 1795 traf die 32-jährige Rose erstmals mit dem jungen General Napoleon Bonaparte zusammen, der sich sofort in sie verliebte und ihr schließlich einen Heiratsantrag machte, was die Witwe höchst verblüffte.
Allerdings bestand Napoleon darauf, dass sie ihren bisherigen Vornamen Rose in Joséphine umänderte, weil ihm dieser Name besser gefiel.
Trotz einiger charakterlicher Unterschiedlichkeiten hatten die beiden auch viel gemeinsam. So kamen sie aus der gleichen Gesellschaftsschicht, besaßen dieselben Wertmaßstäbe und traten für die Revolution ein.
Dass Joséphine bereits zwei Kinder hatte, machte Napoleon nichts aus.
Hortense sollte 1802 sogar Napoleons Bruder Louis heiraten, der 1806 zum König von Holland aufstieg. Einer der Söhne dieser Ehe, Charles Louis Napoléon Bonaparte, ging später als Kaiser Napoleon III. in die Geschichte ein.
Eugène wurde von Napoleon adoptiert und brachte es zum Vizekönig von Italien sowie zum Großherzog von Frankfurt. Bereits 1797 ernannte Napoleon seinen Stiefsohn zum Offizier.
Obwohl Joséphine Furcht vor Napoleons Herrschsucht empfand, gab sie seinem Drängen letztlich nach und heiratete den fünf Jahre jüngeren General am 9. März 1796.
Dazu trug auch die Empfehlung ihres guten Freundes Paul de Barras (1755-1829) bei, der Napoleon zum Kommandeur der Inneren Armee gemacht hatte und ihm quasi als Hochzeitsgabe das Oberkommando über die Alpenarmee übertrug.
Napoleon war nicht nur leidenschaftlich in Joséphine verliebt, auch seine Karriere profitierte von dieser Verbindung. So fiel sein Feldzug gegen die Österreicher, in dessen Verlauf er von Eugène de Beauharnais als Adjutant begleitet wurde, in Norditalien überaus erfolgreich aus und trug zu seinem weiteren Aufstieg bei.
Joséphines Einfluss
Joséphine beriet ihren Mann auch politisch. So knüpfte sie zahlreiche Verbindungen, die ihm bis zum Staatsstreich 1799 sehr hilfreich waren.
Aber auch Joséphine und ihre Familie genossen Vorteile. Zum Beispiel brachte sie ihren Gemahl dazu, die 1794 abgeschaffte Sklaverei in Frankreich wieder einzuführen. So besaß ihre Familie auf Martinique 500 Sklaven, die sie für den Erhalt ihrer Zuckerrohrplantage benötigte.
Durch Joséphines Einfluss dauerte es noch bis 1848, bis die Sklaverei in Frankreich endgültig abgeschafft wurde.
Im April 1799 kaufte Joséphine in der Nähe von Paris das Schloss Malmaison, wobei Napoleon die Kosten übernahm.
Durch den Einfluss seiner Frau erlangte Napoleon in Frankreich eine gesellschaftliche Akzeptanz, die er sonst wohl nicht erreicht hätte.
Der offizielle Wohnsitz des Paares wurde der Tuilerien-Palast in Paris.
Joséphine behagte der Gedanke, im Bett der hingerichteten Marie-Antoinette schlafen zu müssen, nicht.
Da ihr außerdem der Geschmack ihres Mannes widerstrebte, fühlte sie sich auf Malmaison, das das eigentliche Heim bildete, am wohlsten.
Für Probleme sorgte auch Napoleons Familie, die Joséphine größtenteils ablehnte.
Vor allem Napoleons Mutter Laetitia verweigerte den Kontakt mit ihr und beschimpfte sie als „Hure“. Darüber hinaus sei Joséphine schon zu alt, um Napoleon Kinder schenken zu können.
Leben mit Napoleon
In der Tat erwies sich die Kinderlosigkeit der Ehe als zunehmend problematisch.
Als Napoleon 1804 Kaiser wurde, verstärkte sich dieser Umstand noch, da er nun einen männlichen Nachfolger benötigte, um eine eigene Dynastie begründen zu können.
Joséphine war sich der Schwierigkeiten durchaus bewusst. Da sie jedoch schon zwei Kinder zur Welt gebracht hatte, schob die Kaiserin Napoleon die Verantwortung für die Kinderlosigkeit zu.
Der davon getroffene Napoleon wollte seine Fähigkeit, Kinder zu zeugen, unter Beweis stellen, indem er mehrere Affären einging.
In der Tat brachte seine polnische Geliebte Maria Walewska (1786-1817) 1809 einen gemeinsamen Sohn zur Welt.
Das Gleiche tat seine Mätresse Éléonore Denuelle (1787-1868).
Scheidung
Als klar geworden war, dass Joséphine die Ursache für die Kinderlosigkeit des Kaiserpaares war, musste sie gehen, um ihrem Mann den Weg für eine neue Ehe freizumachen.
Die Scheidung zwischen den beiden wurde am 15. Dezember 1809 bei einem Empfang von Napoleon bekanntgegeben, woraufhin Joséphine in Ohnmacht fiel. Für sie war eine Welt zusammengebrochen.
Am 10. Januar 1810 trat die Scheidung des Kaiserpaares als erste unter dem Code civil in Kraft.
Joséphine behielt den Titel einer Kaiserin sowie eine kaiserliche Hofhaltung und begab sich nach Schloss Malmaison, wo sie die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte.
Finanziell zeigte sich Napoleon sehr großzügig und kam auch weiterhin für die Schulden seiner Ex-Frau auf.
Jahre der Einsamkeit
Joséphines Nachfolgerin wurde Marie-Luise von Österreich (1791-1847), die die Tochter des österreichischen Kaisers war.
Tatsächlich brachte sie Napoleon mit Napoleon Franz 1811 einen Sohn zur Welt, wodurch die Nachkommenschaft geregelt wurde.
Die Frage der Thronfolge erwies sich jedoch im April 1814 als bedeutungslos, als Napoleon nach schweren Niederlagen abdanken und auf die Insel Elba ins Exil gehen musste.
Joséphine, die nach wie vor auf Malmaison lebte, empfing am 6. April mehrere Gegner ihres Ex-Mannes wie den russischen Zaren Alexander I., um Härten gegen sich selbst abzuwenden.
Napoleon hatte Joséphine keineswegs vergessen. So bat er sie schriftlich am 16. April 1814, ihm nach Elba zu schreiben und gelobte ihr, dass er noch immer an sie dachte.
Obwohl Joséphine ihrem früheren Mann nicht antwortete, empfand sie genauso wie Napoleon.
Die letzten Jahre waren sehr einsam für Joséphine.
Einen Heiratsantrag von Friedrich Ludwig von Mecklenburg-Schwerin wies sie ab.
In Napoleons Gemächern auf Malmaison hatte Joséphine nichts verändert. So lag dort immer noch ein aufgeschlagenes Buch, dass Napoleon nicht zu Ende gelesen hatte, so als hoffte die Kaiserin, dass ihr Mann eines Tages wieder zu ihr zurückkehren würde.
Tod
Plötzlich und unerwartet erkrankte Joséphine Ende Mai 1814 an Halsschmerzen und Husten und legte sich zu Bett.
Da sie erst 50 Jahre alt war, machte sich niemand Sorgen um sie.
Doch ihr Zustand besserte sich nicht, und am 27. Mai trat hohes Fieber auf.
Die alarmierten Ärzte diagnostizierten Diphtherie.
Zwei Tage später, am Pfingstsonntag, dem 29. Mai 1814, schlief Joséphine im Beisein ihrer Kinder Eugène und Hortense für immer ein.
Als Napoleon auf Elba die Nachricht vom Tod seiner früheren Frau erhielt, war er tief erschüttert.
Zwei Tage lang konnte er sein Haus nicht verlassen.
Möglicherweise kam ihm auch zu Bewusstsein, dass er Joséphine für die Staatsräson eines Kaisertums abgeschoben hatte, das nun nicht mehr existierte.